Newsletter 9. Juni 2023

Newsletter online: https://www.publicdomainpool.org/repository/newsletter/23-NL0004Z.html

Laufend kommen neue digitalisierte Tonspuren von Schellackplatten in das Archiv der Schweizerischen Stiftung Public Domain. Diejenigen, die uns irgendwie interessant vorkommen, werden jeweils in unregelmässigen Abständen in einem Newsletter zusammengestellt.

Diesmal haben wir viele Operetten, alte Aufnahmen vor 1920 und einen schottischen Komiker gefunden.

Unsere Website (https://www.publicdomainpool.org/) enthält nähere Erklärungen zum Stand unserer Arbeiten.

ENGLISH SUMMARY

This newsletter documents the progress in establishing an inventory of the archive of shellac records of the Swiss Foundation Public Domain. The records mentioned below can be accessed through the following playlists and albums:

Single-Sided Records of the Gramophone Label Donation Marianne Cao
Songs and sketches by Harry Lauder Donation Marianne Cao
Popular Songs and Dance Music Donation Marianne Cao
Gems from Operettas and Musicals
Choir Music
Orchestral Music
Instrumental Music
Miscellaneous

Felix Mendelssohn Concerto in E Minor - Op. 65 played by Fritz Kreisler, conducted by Leo Blech

Donations are sorely needed to pay for the materials and the rent of the storage space.

Spenden werden benötigt

Die Schweizerische Stiftung Public Domain ist dringend auf Spenden angewiesen, um die Lagermiete und das Archivmaterial (Plattenhüllen, Archivschachteln) zu bezahlen. Sämtliche Arbeit am Archiv wird ehrenamtlich geleistet. Bitte unterstützt diese Arbeit!

Wer wünscht, dass es das Schellackplatten-Archiv auch in fünf Jahren noch gibt, wird gebeten, dem Förderverein beizutreten.

Es genügt, uns eine Anmeldung als Antwort auf diesen Newsletter zu senden.

Schenkung von Marianne Cao, Genf

Marianne Cao hat der Schweizer Stiftung Public Domain 36 Schallplatten ihres Grossvaters Werner Diethelm (1885-1948) geschenkt, der an der Lavaterstrasse 51 in Zürich Enge wohnte.

Technisch interessant

Auffällig ist das Label der Corialan-Ouvertüre (1. Teil, 2. Teil) mit dem Text "Siemens-Spezial; Experimental-Schallplatte nach dem Silber-Verfahren des elektro-akustischen Forschungslaboratoriums". Eine Erklärung mit vielen Details zur Herstellung von Schellackplatten habe ich hier gefunden. Demnach stammt die Aufnahme wohl aus der Zeit nach 1943. Das Sputtern von Molekülen auf eine Wafer-Oberfläche ist heute noch ein wichtiger Schritt bei der Herstellung von Computer-Chips.

Ebenfalls auffällig war die grosse Anzahl einseitiger Grammophon-Platten mit einem eingravierten Grammophon-Engel auf der Rückseite. Meine ursprüngliche Vermutung, dass man dieses Verfahren vor allem für Aufnahmen grosser Stars einsetzte ist wohl falsch. Offenbar wurden im ersten Jahrzehnt der 20. Jahrhunderts fast alle Schallplatten einseitig hergestellt. Das doppelseitige Pressen ist aufwendiger und schwieriger - und benötigt doppelt so viel Musik pro Platte. 1904 wurde das doppelseitige Verfahren patentiert. Den Labels ausser Zonophone stand es deshalb nur eingeschränkt zur Verfügung. Im zweiten Jahrzehnt (~1908 - ~1924) stellten die meisten Labels auf doppelseitige Produktion um. 1912 setzte das Label Gramophone die Rotationsgeschwindigkeit seiner Platten auf 78 Umdrehungen pro Minute fest - ein Kompromiss, den man mit Stroboskopen sowohl bei 50 Hz als auch bei 50 Hz einigermassen genau eichen konnte. 1919 lief das Patent der lateralen Aufzeichnung ab und die meisten Labels stellten von der vertikalen auf die laterale Aufzeichnung um. Die vielen einseitigen 78rpm-Platten mit Aufnahmen von Caruso et alii der Diethelm-Kollektion auf dem Grammophon-Label dürften also zwischen 1912 und 1924 publiziert worden sein. Werner Diethelm war wohl ein technikbegeisterter junger Mann. Da die Platten mit Aufnahmen von Caruso und anderen Stars in sehr hohen Auflagen hergestellt wurden, haben sie selten einen nennenswerten Sammlerwert.

Harry Lauder in 1909

Harry Lauder, ein schottischer Komiker

In der Kollektion von Werner Diethelm finden wir zwölf Aufnahmen von Harry Lauder. Dieser schottische Komiker war einmal der Musiker mit der höchsten Gage weltweit (£12'700 pro Nacht plus Spesen). Trotzdem hatte ich noch nie von ihm gehört! (Sic transit gloria mundi.) Harry Lauders Lieder und Stücke sind amüsant. Obwohl er sehr klar artikuliert, braucht mein kaum an schottisches Englisch gewöhntes Ohr jeweils ein paar Wiederholungen, bis ich ihn verstehe.

Schlager und Tanzmusik

Schliesslich fanden sind bei Werner Diethelms Platten einige frühe Schlager und viel Tanzmusik (Jazz etc.) Darunter einiges von Schweizer Jazz-Musikern wie Fred Böhler und Hazy Osterwalder.

CDs von Playlists und Alben

Marianne Cao bat uns, für sie CDs mit der Musik auf den Platten ihres Grossvaters herzustellen. Wir kamen dem Wunsch gerne nach. Dieser hat uns daran erinnert, dass wir 2019 einige Demo-CDs hergestellt hatten. Dafür fanden wir damals kaum Abnehmer, da Viele keine Geräte nutzen, auf denen man CDs abspielen kann. Deshalb konzentierten wir uns in der Folge auf Playlists. Es ist aber denkbar, dass es trotzdem einige Interessenten unseres Archivs gibt, die wie Marianne Cao an CDs interessiert sind. Solche können wir auf Wunsch aus Playlists und Alben mit einigem Aufwand aus den vorhandenen Digitalisaten herstellen. Rund 20 Tonspuren passen auf eine CD, die man bei uns für CHF 100 bestellen kann. Wem dieser Preis für eine CD hoch vorkommt, vergegenwärtige sich, dass der Manufaktur-Prozess Zeit und Material kostet. Am besten, man betrachtet den Preis als Spende in Anerkennung unsere Arbeit.

Eine geballte Ladung leichter Muse

Da wir eine grosse Anzahl von "Gems from ..."-Platten des Labels Victor fanden, haben wir Zusammenstellungen von Hits aus Operetten und Musicals in einer eigenen Operetten-Playlist zusammengefasst. Manche dieser Werke profitieren von der Kürzung von 100 auf 5 Minuten. Die schmissigen Titel wirken frisch, der seichte Inhalt wird übersprungen.

Klassische Musik

Klassische Musik haben wir diesmal in Playlists Chormusik, Orchestermusik und Instrumentalmusik zusammengefasst.

Darunter findet man auch immer wieder Helvetica wie das Appenzeller Landsgemeindelied "Alles Leben strömt aus Dir" oder das Stadtorchester Winterthur mit dem Kaiserwalzer (Teil 1 und Teil 2).

Diesmal ist nur ein einziges Album dabei:
Felix Mendelssohn Concerto in E Minor - Op. 65 gespielt von Fritz Kreisler, dirigiert von Leo Blech

Verschiedenes

Wie immer sammeln wir unter diesem Titel Platten, die in keine Kategorie passen wollen, wie diesmal z.B. Gregorianischer Gesang, schottischer Chor, Militärorchester ...

Abmelden

Wer unseren Newsletter nicht mehr erhalten möchte, möge dies per Mail an info@publicdomain.ch mitteilen.