Newsletter 12. Mai 2023
Newsletter online: https://www.publicdomainpool.org/repository/newsletter/23-NL0003Z.html
Laufend kommen neue digitalisierte Tonspuren von Schellackplatten in das Archiv der Schweizerischen Stiftung Public Domain. Diejenigen, die uns irgendwie interessant vorkommen, werden jeweils in unregelmässigen Abständen in einem Newsletter zusammengestellt.
Diesmal haben wir viele Lieder und Opernarien gefunden.
Unsere Website (https://www.publicdomainpool.org/) enthält nähere Erklärungen zum Stand unserer Arbeiten.
ENGLISH SUMMARY
This newsletter documents the progress in establishing an inventory of the archive of shellac records of the Swiss Foundation Public Domain. The records mentioned below can be accessed through the following playlists and albums:
Pathé Records from the collection of Alfred Fassbind
Songs from Opera and Operetta
Lied
Piano Music
Classical Music for Orchestra
Music for Dancing and popular Entertainment
Miscellaneous
Claudio Monteverdi Oeuvres de Monteverdi realized by Nadia Boulanger
Joseph Haydn String Quartet in C Major ("Bird) played by the Koppel Quartet
Wolfgang Amadeus Mozart Concerto in C Minor played by Robert Casadesus, conducted by Eugène Bigot
Ludwig van Beethoven Quartet in C Minor played by the Lener String Quartet
Franz Schubert Octet in F Major, Op. 166 played by The Vienna Quartet
Felix Mendelssohn Symphony No. 4, in A Major ("Italian") conducted by Serge Koussevitzky
Frédéric Chopin Polacca played by Arturo Rubinstein
César Franck Le Chasseur Maudit conducted by Eugene Goossens
Giuseppe Verdi "La Traviata": Grand Air sung by Fanny Heldy
Johannes Brahms Variationen über ein Thema von Jos. Haydn conducted by Fritz Lehmann
Johannes Brahms Waltzes played by Anatole Kitain
Johannes Brahms Ouverture Tragica conducted by Arturo Toscanini
Richard Strauss "Tod und Verklärung" Op. 24 conducted by Clemens Krauss
Donations are sorely needed to pay for the materials and the rent of the storage space.
Spenden werden benötigt
Die Schweizerische Stiftung Public Domain ist dringend auf Spenden angewiesen, um die Lagermiete und das Archivmaterial (Plattenhüllen, Archivschachteln) zu bezahlen. Sämtliche Arbeit am Archiv wird ehrenamtlich geleistet. Bitte unterstützt diese Arbeit!
Wer wünscht, dass es das Schellackplatten-Archiv auch in fünf Jahren noch gibt, wird gebeten, dem Förderverein beizutreten.
- Mitglieder (100 CHF/Jahr),
- Gönner (250 CHF/Jahr) und
- Institutionen als Mitglieder (2000 CHF/Jahr)
Es genügt, uns eine Anmeldung als Antwort auf diesen Newsletter zu senden.
Alte Pathé-Platten von Alfred Fassbind
Urs Marti hat einige alte Pathé-Platten von Alfred Fassbind digitalisiert. Diese frühen Aufnahmen sind oft technische Knacknüsse. Obwohl die Tonspuren voller Rauschen und Klicks sind, kommen die Stimmen meist erfreulich lebendig herüber.
Berühmte Opern-Sängerinnen
Fanny Heldy ist in der Kollektion von Freddy Fassbind mit einer Aufnahme der Grand Air aus La Traviata aus dem Jahr 1921 vertreten. Schon die Randbeschriftung und das Äussere der Platte verrät, dass es sich um eine aussergewöhnliche Sängerin handelt. Die belgische Sopranistin Marguerite Virginie Emma Clémentine Deceuninck, genannt Fanny Heldy, war während Jahrzehnten der grosse Publikumsliebling an der Oper in Paris. Gemäss Angaben am Rand muss die Platte mit 120 Umdrehungen pro Minute abgespielt werden. Möglicherweise wollte man der Sopranistin so gerecht werden, weil man mit höheren Umdrehungen höhere Frequenzen, also höhere Töne, festhalten kann. Wegen dieser höheren Geschwindigkeit würde die Abspieldauer pro Seite um einen Drittel gekürzt. Deshalb musste man den Durchmesser der Platte auf 40 cm vergrössern, damit die Arie noch auf zwei Seiten Platz findet. Wenn man eine solche Platte am Rand festhält, bricht sie wegen ihrer Grösse leichter. Also erhöhte man die Dicke der Schallplatte auf rund 5 mm, wodurch sie ein Gewicht von ca. 1.5 kg erreicht. Dass diese Monsterplatte des Labels Pathé später nie auf moderne Tonträger übertragen wurde, mag mit diesen Ausmassen zusammenhängen. Es ist schwierig, ein Abspielgerät zu finden, wo der Tonarm das Auflegen einer so grossen Platte nicht verhindert. Urs Marti konnte ein solches Gerät auftreiben, das aber Platten nur mit 78 Umdrehungen Minuten abspielen kann. Die Beschleunigung auf 120 Umdrehungen hat er dann nach der Digitalisierung mit Hilfe der Software Audacity besorgt. Wir danken ihm, dass wir diese seit langem nicht gehörte Aufnahme nun von ihm digitalisiert vorstellen können. Freddy Fassbind hat noch weitere Aufnahmen von Fanny Heldy und erwähnt zur Illustration ihrer Berühmtheit: "Die Heldy war an der Pariser Oper der absolute Megastar. Das ging so weit, dass ihre Garderobe bis heute unangetastet blieb. Der Raum ist wie ein Heiligtum verschlossen. Nicht mal die grosse CALLAS durfte den Raum bei ihrem Debut 1958 benutzen!"
Alma Gluck erhielt für die Aufnahme von Carry Me Back To Old Virginny (1914) eine goldene Schallplatte. Auch wenn zweifelhaft ist, ob diese Platte eine Millionenauflage erreichte, so handelt es sich dabei um eine der wenigen Schallplatten, die auf der Rückseite leer sind. Das kennen wir sonst nur von einigen Caruso-Aufnahmen. Offenbar wollte man die Wirkung der Vorderseite nicht mit einem Füllsel auf der Rückseite schmälern. Ausserdem würden die Käufer in diesem Fall auch für halb so viel Musik denselben Preis bezahlen.
Nellie Melba war wohl die erste weltweit berühmte Opernsängerin aus Australien. Ihren Künstlernamen leitete sie von ihrer Heimatstadt Melbourne ab. Den Namen Pêche Melba für einen Dessert, den sie gerne ass, verdanken wir ihr.
Wer nicht regelmässig in die Oper geht und wem ihr Caro Nome trotzdem irgendwie bekannt vorkommt, erinnert sich wahrscheinlich wie ich an Juanita Banana, das 1966 die Hitparade eroberte.
Aus Oper und Operette
Dieses Mal haben wir nicht nur viele Alben, sondern auch viele Aufnahmen einzelner Arien, Duette o.ä. von Opern gefunden. Manche dieser Stücke wurden so populär wie Schlager. Sie dienten den Sängern auch oft, mit ihrem Können zu brillieren.
Lied
Das Lied war wohl so etwas wie der Schlager des 19. Jahrhunderts. Fast alle berühmten Komponisten haben dazu beigetragen. Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa war dieses Musikgenre beliebt, das mit wenig Aufwand als Hausmusik vorgetragen werden konnte.
Manche Lieder entstammen traditionellem Liedgut, oft wurden Gedichte vertont, die Übergänge von der Opernarie zum Lied sind fliessend.
Klavierstücke
Nicht nur mit dem Album Polacca (italienisch für Polonaise), sondern auf mit einigen einzelnen kürzeren Stücken ist Artur Rubinstein diesmal prominent vertreten.
Arthur Rubinstein war einer der berühmtesten Pianisten aller Zeiten. Besonders ausführlich widmete er sich der Musik seines Landsmannes Frédéric Chopin.
Klassische Orchestermusik
Klassische Musik wurde komponiert bevor die Technik standardisierte Längen für Stücke vorgab. Oft konnte sie nur auf mehreren Platten aufgenommen werden. Kürzere Stücke, wie etwa Ouvertüren, erstreckten sich meist auf zwei Seiten, die man in der Playlist nacheinander hören kann, ohne gezwungen zu sein, jeweils die Platte zu wenden.
Alben
Claudio Monteverdi Oeuvres de Monteverdi realisiert von Nadia Boulanger
Joseph Haydn String Quartet in C Major ("Bird) gespielt vom Koppel Quartet
Wolfgang Amadeus Mozart Concerto in C Minor gespielt von Robert Casadesus, dirigiert von Eugène Bigot
Ludwig van Beethoven Quartet in C Minor gespielt vom Lener String Quartet
Franz Schubert Octet in F Major, Op. 166 gespielt vom Vienna Quartet
Felix Mendelssohn Symphony No. 4, in A Major ("Italian") dirigiert von Serge Koussevitzky
Frédéric Chopin Polacca gespielt von Arturo Rubinstein
César Franck Le Chasseur Maudit dirigiert von Eugene Goossens
Giuseppe Verdi "La Traviata": Grand Air gesungen von Fanny Heldy
Johannes Brahms Variationen über ein Thema von Jos. Haydn dirigiert von Fritz Lehmann
Johannes Brahms Waltzes gespielt von Anatole Kitain
Johannes Brahms Ouverture Tragica dirigiert von Arturo Toscanini
Richard Strauss "Tod und Verklärung" Op. 24 dirigiert von Clemens Krauss
Tanz- und Unterhaltungsmusik
Diesmal kommt "U-Musik" (ein sehr deutsches Konzept) nur am Rande vor.
Diese Playlist dokumentiert, welche wichtige Rolle Tanzmusik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielte. Tanzanlässe waren eine wichtige und weit verbreitete Form des "Ausgangs", wie man das in der Schweiz nennt, in der Stadt wie auf dem Land.
Auch wenn die meisten deutschen Schlager der Fünfzigerjahre etwas hausbacken wirken, so findet man doch manchmal einen spritzigen Song wie den Manhatten Boogie. (Damals war Corona noch ein Film ...)
Verschiedenes
Wie immer sammeln wir unter diesem Titel Platten, die in keine Kategorie passen wollen, wie diesmal z.B. Sprechplatten, Glockenplatten, Lachplatten ...
Ich kenne es aus den Inspector Barnaby Fernsehkrimis: In England gibt es eine Glocken-Spiel-Kultur, die hier auf einer Schallplatte mit den Bow Bells - Queens dokumentiert ist.
Schlaflieder kommen auch langsam aus der Mode. Man singt ein Kind nicht mehr in den Schlaf, sondern überlässt das einer Musikmaschine.
Lachlieder scheinen einmal besonders in Grossbritannien beliebt zu sein. Ich erinnere mich noch an eins aus "Mary Poppins".
Abmelden
Wer unseren Newsletter nicht mehr erhalten möchte, möge dies per Mail an info@publicdomain.ch mitteilen.